Willkommen auf unserem Blog

10. September 2019

Mein weinendes Baby verstehen, begleiten und beruhigen.

(shutterstock.com)

Das Weinen eines Säuglings lässt keinen Erwachsenen unberührt. Insbesondere die Eltern werden in Alarm­bereitschaft gesetzt. Wir versuchen die Eltern über die verschiedenen Arten des Weinens aufzuklären und zu unterstützen.

Aus der Sicht des Kindes ist das Weinen ein Signal, das auf ein Bedürfnis hinweist. Wir möchten Sie aufklären, was es mit dem Weinen der Babys auf sich hat und welche Möglichkeiten es gibt, Ihr Baby verständnisvoll begleiten zu können. Um besser auf das Weinen unserer Kinder eingehen und darauf reagieren zu können, ist es wichtig, die verschiedenen Weinen zu kennen:


Das Bedürfnisweinen

Das Bedürfnisweinen dient dem Kind als seine Form des Sprechens und kann Hunger, Wunsch nach Aufmerksamkeit und sozialem Spiel, nach körperlicher Nähe oder auch nach Ruhe und Schlaf bedeuten. Gelingt es den Eltern diese Phase in Ruhe zu begleiten, so fühlen sie sich bestärkt und bestätigt. Erfahrungsgemäss sind Schmerzen und Krankheiten meist nur 10% der Grund zu weinen - und nur selten kann durch eine Behandlung der Schmerzen das Schreien auch beeinflusst werden. 


Das Resonanzweinen

Hier reagiert das Kind auf Reize in seinem Umfeld. Schon in den ersten Lebenstagen werden die Neugeborenen mit vielen neuen Erfahrungen und Herausforderungen konfrontiert: Das Baby erfährt dabei sehr viele neue Reize wie die Besuche im Wochenbett oder Geräusche aus Radio und Fernseher. Allenfalls bestehen aber auch unausgesprochene Partnerschaftsprobleme die das Kleine spürt. Das alles überreizt die Babys und führt dazu, dass sie unruhig sind, den Schlaf nicht finden und letztlich viel weinen. Achtung: Oft wird das Resonanzweinen als Bedürfnisweinen interpretiert. Die besorgten Eltern finden dementsprechend nicht mehr die eigene Ruhe. Das Resultat daraus ist Angst, Verzweiflung für Eltern und Kind, und damit ein Teufelskreis. Viele Eltern fühlen sich nicht verstanden und suchen dann Hilfe. Die Folge ist, dass sie von professionellen Helfern vertröstet werden mit dem Argument, dass es sich beim Schreien um ein vorübergehendes Entwicklungsphänomen («Dreimonatskolik») handle, oder man hält sie für inkompetent und kompliziert. Eine Lösung wird damit aber nicht gefunden. 


Das Erinnerungsweinen 

Dieses Weinen zeigt sich oft als exzessives oder unspezifisches Schreien und belastet die Eltern massiv. Hinter einem solchen Schreianfall verbergen sich Erinnerungen, welche Babys in der Schwangerschaft und während der Geburt erfahren haben und in Träumen verarbeiten. Das Verständnis für die vorgeburtliche Erlebniswelt kann geweckt und den Eltern nahegebracht werden. So entsteht Anerkennung für die kindliche Ausdrucksweise. Das Erinnerungsweinen kann aber auch durch ein Geräusch, eine hastige oder überraschende Bewegung, eine Farbe oder einen Geruch ausgelöst werden, so dass die Babys ohne ersichtlichen Grund zu schreien beginnen. Hier brauchen sie unsere Präsenz und Aufmerksamkeit. 

«Durch die Vorstellung, ein Kind müsse immer ruhig sein, verfangen sich die Eltern in einem Leistungsideal und entwickeln fragwürdige Beruhigungsstrategien wie Füttern, Schnuller geben, Schaukeln, Geräuschkulissen, Autofahren usw.»


Dr. med. Cyril Lüdin, Pädiater und Fachberater für Emotionelle Erste Hilfe EEH

Womit kämpfen die Eltern während dem Weinen?

  • Orientierungsverlust («ich verstehe es nicht!»)
  • Verlust der Emotionskontrolle («Es überfordert mich»)
  • Verlust der Selbstwirksamkeit («Ich kann nichts tun»)
  • Erschöpfungssyndrom («ich kann nicht mehr»)   

Und was hilft nun die Stress-Situation zu beruhigen? Verlangsamung und Ruhe hilft, sich auf die langsame Welt der Kinder einzustellen. Ein Gespräch in Ruhe schafft Zugang zur inneren Befindlichkeit. Durch Ruhe und Selbstanbindung in bewusster Atmung fällt es den Eltern leichter, sich in die Verhaltens- und Körpersprache ihres Kindes einzufühlen und sie zu beantworten. In dieser Resonanz lernt sich das Kind als selbstwirksam und sicher erleben. Um diesen Zustand der Bindungsbereitschaft zu erreichen braucht es in der Situation des häufig weinenden Kindes eine kurzzeitige professionelle Unterstützung.


Wir können Sie unterstützen

Wir bieten Ihnen 1-2 Sitzungen à ca. 1, 5 h an, um Strategien zu entwickeln, wie Sie ihr weinendes Baby einfühlsam begleiten können. Wir erleben häufig, dass die Eltern schnell in der Lage sind, sich selbst zu entspannen und so dem Kind Sicherheit bieten lernen, die es in der Begleitung des Weinens braucht.  


Inhalt einer Sitzung

  • Schulung des eigenen Stressmanagements
  • Finden eines regelmässigen Alltags-Rhythmus mit dem Kind
  • Erkennen der Körperausdruckssprache des Kindes
  • Entlastungsmöglichkeiten im persönlichen Umfeld der Eltern suchen  
Fachvortrag "Warum Kinder weinen"
(Cyril Lüdin, Kinder- und Jugendmedizin FMH)

Brauchen Sie Unterstützung?

Gerne unterstützen wir Sie in dieser schwierigen Phase und wünschen Ihnen viel Geduld.