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25. August 2020

Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade daraus!

(www.shutterstock.com)

Eben war noch der ganz normale Alltag, dann schlägt die Diagnose wie eine Bombe ein: Brustkrebs. Claudia Zumbühl* hat dies erlebt und erzählt im Gespräch mit Basel Express wie sie diese belastende Situation durchgestanden hat und was ihr geholfen hat damit umzugehen.

Wie war das genau bei Ihnen, wurde im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung die Diagnose Brustkrebs gestellt, oder haben Sie selbst bemerkt, dass etwas nicht stimmt?

Ich habe den Knoten selbst bemerkt. Als Pflegefachfrau wurde ich schon in der Ausbildung sensibilisiert und habe mehr oder weniger regelmässig die Brust nach Knoten abgetastet – zum Glück. Dann ging alles sehr schnell, ich bekam sofort einen Termin bei meinem Gynäkologen. Drei Wochen nach meinem ersten Verdacht hatte ich bereits die erste Chemotherapie.

Bei einer derart folgenschweren Diagnose wäre es eigentlich unbedingt nötig, klare und vernünftige Entscheidungen zu treffen, die lebensentscheidend sein können. Waren Sie in diesem Moment dazu in der Lage?

Für mich hat sich in dem Moment nur eine Frage gestellt: Gehe ich den Weg, welcher mir die Schulmedizin vorschlägt, oder möchte ich mich komplementär behandeln lassen?

Die Schulmedizin hat mir eine Heilungschance von über 90% in Aussicht gestellt. Ich habe eine Tochter im Teenageralter und liebe das Leben – da habe ich nicht lange überlegt und auch nicht jeden Schritt neu hinterfragt.

Natürlich bleiben auch Fragen. Ob es richtig war, so schnell zu entscheiden, kann ich wohl erst in ein paar Jahren sagen. Was passiert mit meinem Körper langfristig? Hätte ich mit einer sanfteren Therapie auch noch gute Jahre gehabt? Müssen wir immer alles machen, was medizinisch möglich ist? Was wäre, wenn ich in einem Land leben würde, wo das Gesundheitssystem (mit all seinen Schwächen) nicht so gut ist, wie es hier ist? Da, wo ich in meinem Leben heute stehe, stimmt die damals getroffene Entscheidung für mich.

«Die grösste Angst war, dass die ganze Behandlung mich so schwächt, dass ich nichts mehr von dem machen kann, was mir Freude bereitet und dass ich lange nicht arbeiten kann.»


Claudia Zumbühl*, Brustkrebspatientin im Brustzentrum Basel Bethesda Spital

Was waren Ihre grössten Ängste und wie gingen Sie mit solch einer grossen mentalen Belastung um?

Ich bin ein sehr pragmatischer Mensch – als erstes habe ich mir Gedanken über meine Beerdigung gemacht. Dann habe ich schnell darauf vertraut, aus der Geschichte mit einem blauen Auge davonzukommen. Immerhin waren die Lymphknoten nicht betroffen und es wurden keine Metastasen gefunden.

Ich habe mir auch vorgestellt, in diesem halben Jahr mindestens zehn Jahre zu «altern». Das mit dem lange nicht Arbeiten hat sich leider bestätigt, ich bin wegen des Immunsystems immer noch krankgeschrieben. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine Mittvierzigerin, was ich ja auch bin. Irgendwo habe ich gelesen, für viele Frauen sei das Schlimmste an der Behandlung der Haarverlust. Ich habe für mich beschlossen, dies nicht allzu dramatisch aufzufassen und so das «Schlimm – Niveau» tief zu halten… ich meine, sie wachsen ja wieder! Im Rückblick war auch nicht «etwas» das Schlimmste, sondern die Summe all der Kleinigkeiten, die allein genommen gut ertragbar wären. Die ewig trockenen Schleimhäute, die rissige Haut, die tropfende Nase mangels Nasenhaaren, die fehlenden Augenbrauen und Wimpern, die Geschmacksstörungen, das Aufwachen in der Nacht, die Müdigkeit, die Verdauungsprobleme, die reduzierte soziale Interaktion… für sich genommen ist nichts davon schlimm, aber im Ganzen irgendwann einfach genug, da wünscht man sich nur noch den Alltag zurück.

«Mir hat es geholfen, darüber zu sprechen, Witze über die Situation zu reissen und aktiv zu bleiben.»


Claudia Zumbühl*, Brustkrebspatientin im Brustzentrum Basel Bethesda Spital

Viel in der Natur Natur unterwegs

Ich war über die ganze Zeit viel in der Natur, ging mehrmals pro Woche reiten, habe viele Spaziergänge im Wald unternommen und hab sooft es mir möglich war für die Wege, die ich zurücklegen musste, mein E-Bike genommen.

Ich hatte auch keine Lust auf ein Versteckspiel in meinem Umfeld und wollte meine Energie fürs Gesundwerden nutzen. Meistens weiss am Ende doch die ganze Umgebung was los ist oder, noch viel schlimmer, stellt Vermutungen an. Darum bin ich offensiv damit umgegangen.

«Zum Beispiel hatte ich ein Foto vom Rasieren meiner Kopfhaare auf meinem WhatsApp Status.»


Claudia Zumbühl*, Brustkrebspatientin im Brustzentrum Basel Bethesda Spital

Grosse Unterstützung erfahren

Sehr viele haben dann direkt gefragt, was los ist. Die Meisten haben betroffen reagiert und mir Hilfe angeboten. Diese Unterstützung von Familie, Freunden, Kollegen und Nachbarn hat mich sehr getragen. Allein das Angebot, mich melden zu dürfen, wenn ich etwas brauche – Einkaufen, Fahrgelegenheit, Schulter zum Weinen etc. hat gutgetan, auch wenn ich davon nicht Gebrauch machen musste. Ich habe auch eine ganze Armee von Schutzengeln geschenkt bekommen. So gut, wie es mir heute geht, sind diese äusserst kompetent! Für manche war vielleicht MEIN Umgang mit der Erkrankung etwas unsensibel. Ich habe teilweise einen etwas schrägen Humor. (Als noch nicht klar war, ob und wie operiert werden sollte, war mein Lieblingsspruch: «Was brauche ich meine rechte Brust – ich habe ja noch die linke!») Sicher fühlten sich einige durch solche Aussagen etwas überfordert. Mir hilft aber diese Art, etwas Abstand zu Schwierigkeiten in meinem Leben zu bekommen. Für diesen Egoismus habe ich mir einfach selbst das Recht gegeben… Manche reagierten so schockiert und betroffen, dass ich das Gefühl hatte, das Gegenüber trösten zu müssen. Das hat sich zum Teil merkwürdig angefühlt. Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade daraus!

«Alle beteiligten Personen (Ärzte, Pflegefachpersonen, MPAS, Breast Care Nurses) hatten aber stets ein offenes Ohr und ich wusste, dass ich bei Bedarf auch mehr Unterstützung bekommen würde.»


Claudia Zumbühl*, Brustkrebspatientin im Brustzentrum Basel Bethesda Spital

Ihren Behandlungspfad gingen Sie im und mit dem zertifizierten Brustzentrum Basel Bethesda Spital. Warum haben Sie an diesem Ort Vertrauen gefasst und sich dafür entschieden?

Bei der Diagnose war mein grösstes Bedürfnis, dass ganz schnell etwas passiert. Mein Gynäkologe hat mich nach der Mammografie ins Bethesda Spital überwiesen, ich bekam noch am selben Tag einen Termin. Dr. Müller hat mich zur Biopsie am Ende seines Arbeitstages gewissermassen «drangehängt».

Dass die Resultate der Histologie und das optimale Vorgehen im «Tumorboard» von verschiedenen Experten gemeinsam besprochen wurden, hat mir Vertrauen eingeflösst.

Ich muss aber ehrlich sagen, dass mir gar nicht bewusst war, dass ich die Wahl hatte. Es gab für mich einfach nie einen Grund, nach einem anderen Zentrum Ausschau zu halten – ich fühlte mich stets gut aufgehoben.

Welche Schritte und Massnahmen wurden unternommen, wie sah Ihr Therapieverlauf konkret aus?

Von Dezember bis April bekam ich 16 mal Chemotherapie; die ersten 4 (die etwas heftigeren) jeweils im Abstand von 2 Wochen, danach wöchentlich. Im Mai wurde ich operiert. Jetzt bekomme ich noch bis März alle drei Wochen eine Infusion, welche die Chance vergrössert, weiterhin keine Metastasen zu bekommen. Ausserdem muss ich antihormonelle Medikamente nehmen.

 

Der medizinische Aspekt ist wohl wichtig, doch wie gut fühlten Sie sich während der Behandlung psychisch betreut?

Ich fühlte mich stets in guten Händen, was mir Zuversicht gab. Mehr war nicht nötig, ich kann mich recht gut selbst aus dem Sumpf ziehen. Wenn mich zwischendurch das Selbstmitleid überrollte – was durchaus vorkam – sagte ich mir, dass ich von allen möglichen Erkrankungen noch nicht die schlimmste gekriegt habe. Immerhin kann man Brustkrebs heute behandeln.

Wie fühlen Sie sich heute, wie geht es Ihnen?

Es geht mir gut. Gegen Ende der Chemo im April war an manchen Tagen alles unglaublich anstrengend; nach drei Stockwerken mit einer Korb Wäsche auf dem Arm musste ich mich erst mal hinlegen. Die Grünguttonne gut 30 Meter weit weg an die Strasse zu stellen hat mich ausser Atem gebracht. Die Angst war gross, dass es unheimlich lange dauern würde, wieder halbwegs fit zu werden.

Nun habe ich aber schon wieder einige Bergtouren unternommen – bis zu 1500 Höhenmeter aufwärts an einem Tag. Auch die Kraft kommt langsam zurück, sodass ich im Alltag kaum mehr frustriert bin, weil etwas nicht geht.

Wenn ich mehrere Tage am Stück volles Programm habe, merke ich aber an meinem Kreislauf, dass ich noch nicht so viele Reserven habe. Was mich positiv überrascht ist die Tatsache, dass ich meinen rechten Arm nach der doch recht grossen Operation (das gesamte Drüsengewebe wurde entfernt und durch Silikon ersetzt) wieder ohne Einschränkung und ohne Schmerzen brauchen kann.

Was würden Sie mit Ihren gesammelten Erfahrungen anderen von der Diagnose Brustkrebs betroffenen Frauen unbedingt empfehlen?

Ich hab’s nicht so mit allgemeinen Empfehlungen – zu unterschiedlich sind unsere Lebenssituationen, Geschichten und Reaktionsmuster. Und zu unterschiedlich sind auch unsere Behandlungsmöglichkeiten, je nach Typ und Fortschritt der Erkrankung. Vielleicht so viel (gilt aber nicht nur für Brustkrebs, sondern auch für jede andere Erkrankung): bleibt in Bewegung, auch wenn es Überwindung kostet. Hört auf Euch selbst und tut was Euch in diesem Moment guttut.

Nutzt die Angebote, welche es gibt, beispielsweise von der Krebsliga oder den Fachleuten wie die beiden Breast Care Nurses vom Brustzentrum Basel Bethesda Spital.

Was für mich in schwierigen Situationen funktioniert: If life gives you lemons, make lemonade! Alles im Leben hat zwei Seiten. Ich würde den Krebs niemals wählen und auch niemandem wünschen – aber ich habe in der Zeit Erfahrungen gemacht, die mir nur so möglich waren. Diese haben mich geprägt und sind Teil meiner Lebensgeschichte geworden. 

(*richtiger Name bekannt)

 

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