«Zu einer gründlichen Untersuchung!», rät Professor Stephan Gadola. Nicht selten liesse sich die Therapie «neu aufgleisen» und frühere Behandlungsblockaden lösen.
Mehr erfahren Sie am 17. Oktober um 17 Uhr anlässlich eines öffentlichen Vortrages im Bethesda Spital.
Sie sind Chefarzt für Rheumatologie und Schmerzmedizin. Was können Schmerzbetroffene im Bethesda Spital erwarten?
Prof. Dr. Dr. Stephan Gadola, Chefarzt Rheumatologie und Schmerzmedizin: Eine sorgfältige, respektvolle Abklärung und klare Therapiekonzepte, oft verbunden mit einer anatomischen Lokalisation der Schmerzursache. Die Basis bilden eine genaue, problemorientierte Anamnese und eine klinische Untersuchung, ergänzt durch moderne Bildgebung und Laboranalysen. Manchmal diagnostizieren wir auch ein eigenständiges chronisches Schmerzsyndrom; dafür hat die WHO-Klassifikation erst kürzlich einen neuen Code geschaffen. So oder so legen wir die Basis für eine rationelle Therapie.
«Nicht aufgeben! Auch bei langjährigen Schmerzen gibt es Hoffnung auf Besserung, entweder durch eine Neubeurteilung und ein neues Therapiekonzept oder durch eine Verbesserung der Schmerzbewältigungsmechanismen.»
Prof. Dr. Stephan Gadola, Chefarzt Rheumatologie & Schmerzmedizin
Wie gehen Sie vor?
Die moderne Schmerzbehandlung kombiniert multimodal mehrere Therapiebausteine. Zentral ist oft die Physiotherapie, ich rücke sie absichtlich an den Anfang. Wie häufig hören wir im Erstgespräch: «Physio hat nicht geholfen», stellen dann aber fest, dass diese nicht optimal gelaufen ist! Denn eine rationelle, konsequent durchgeführte Physiotherapie mit einem individuellen Übungsprogramm kann viel erreichen. Bewegung und Kraftaufbau stärken die Selbstwirksamkeit bei chronischen Schmerzen.
Weitere Therapiebausteine?
Die medikamentöse Therapie sollte dem dominierenden Schmerzmechanismus möglichst angepasst sein. Infiltrationen in Gelenke, Weichteile oder nahe von Nerven, zum Beispiel bei Schmerzen an der Wirbelsäule, führen wir mithilfe bildgebender Methoden wie Ultraschall oder Röntgen durch. Dabei arbeiten wir mit Arzneistoffen oder auch mit elektrischem Strom, um auf schmerzleitende Nervenfasern einzuwirken.
Weitere Therapiebausteine entnehmen wir der Chirurgie, der Psychosomatik und der Psychotherapie.
Geben Sie Opioide?
Wir starten eine Opioidtherapie in der Regel nur bei unerträglichen Schmerzen nach massiven Bandscheibenvorfällen oder Knochenbrüchen infolge von Osteoporose. Gleichzeitig helfen wir chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten stationär beim Entzug oder bei der Reduktion von Opioiden.
Ihre Botschaft an Schmerzbetroffene?
Nicht aufgeben! Auch bei langjährigen Schmerzen gibt es Hoffnung auf Besserung, entweder durch eine Neubeurteilung und ein neues Therapiekonzept oder durch eine Verbesserung der Schmerzbewältigungs-mechanismen. Wir sehen auch immer wieder, wie eine erfolgreiche rationelle Therapie das «Schmerzgedächtnis» vergessen lassen kann.