«Die unteren Bandscheiben tragen bei manchen Belastungen hunderte von Kilos.»
Prof. Stephan Gadola, Chefarzt, Rheumatologie und Schmerzmedizin
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19. Oktober 2023
Fehlhaltung, Überbelastung und Bewegungsmangel. All dies kann den Rücken belasten und Schmerzen verursachen. Mit der richtigen Behandlung lassen sich diese aber in Schach halten.
«Unser Lebensstil ist heute nicht mehr rückengerecht. Und weil wir immer älter werden, kommen Rückenschmerzen entsprechend oft vor», sagt Prof. Stephan Gadola, Chefarzt Rheumatologie und Schmerzmedizin am Bethesda Spital. Die häufigsten Gründe liegen in den vorwiegend durch sitzende Tätigkeiten entstandenen Fehlhaltungen. Dabei werden einzelne Muskelgruppen verkürzt, andere verlieren an Kraft und die Rumpfstabilität lässt nach. «Dies alles schwächt das Muskelkorsett, welches unsere Wirbelsäule stützt.»
Auch intensive Handynutzung kann ihren Teil zur Fehlhaltung beitragen, weil es dabei zu unnatürlichen Krümmungen der Lenden- und Brustwirbelsäule kommt, was zu Kopf- und Nackenschmerzen führen kann. Rückenschmerzen hätten immer eine Ursache, häufig auch mehrere, betont Gadola. «Zuerst müssen wir den Schmerz verstehen, bevor wir etwas gegen den Schmerz machen können.» Die untere Lendenwirbelsäule sei am häufigsten betroffen. «Je weiter unten, umso höher wird die physische Belastung. Die unteren Bandscheiben tragen bei manchen Belastungen hunderte von Kilos.»
Chronische Fehlhaltungen begünstigen die Entstehung von Arthrosen, welche besonders beim längeren Stehen oder langsamen Gehen Schmerzen verursachen. Oft entstehen auch Schmerzen im Gesäss, denn dort geht die Wirbelsäule ins Kreuzbein über, welches seinerseits in den beiden Beckenschaufeln verkeilt ist. «Das ist eine heikle Zone, die gut stabilisiert sein muss. Diskushernien, bei denen ein Teil der Bandscheibe nach hinten in Richtung Rückenmarkskanal hinausdrückt, können ebenso schmerzhaft sein. Bewegungsmangel und Mangelernährung können im Alter in relativ kurzer Zeit zu Muskelschwund und Osteoporose führen», warnt Rheumatologe Gadola. Dies begünstigt das Risiko von Wirbelbrüchen. Wichtig sind deshalb auch im Alter eine genügende Zufuhr von Kalzium und Eiweiss, verbunden mit genügend Bewegung.
«Die unteren Bandscheiben tragen bei manchen Belastungen hunderte von Kilos.»
«Nach der Eingrenzung des Problems arbeiten wir interdisziplinär mit verschiedenen Fachbereichen zusammen. Eine wichtige Rolle spielt die Physiotherapie, welche muskuläre Ungleichgewichte und Fehlhaltungen ausgleicht und korrigiert.» Dazu brauche es viel Motivation und Disziplin seitens der Patienten und Patientinnen. Wichtig sei zudem, das verloren gegangene Körpergefühl in der Lendenregion zu reaktivieren. Hilfreich sein und Spass machen können da Aktivitäten wie Tanzen, Yoga oder Pilates. Für die Schmerzbekämpfung kommen individuell abgestimmte Medikamente zum Einsatz. Bei den sehr häufigen Schmerzen in Muskeln und Faszien nützen Medikamente gemäss Prof. Gadola «sehr wenig bis gar nichts»; dafür aber bei Schmerzen durch Wirbelgelenksarthrose oder Diskushernien.
«Dort haben wir die Möglichkeit, mittels punktgenauer Infiltrationen Medikamente lokal an den Ort des Geschehens zu bringen. Lässt die Wirkung dieser Infiltrationen zu rasch wieder nach, können die Nervenzuleitungen mittels gezielter Strombehandlungen behandelt werden.» Als letzte Option muss manchmal eine Operation erwogen werden. Davor lohnt es sich, die Schmerzen nochmals genau abzuklären und mittels intensiver Therapie in einem stationären Aufenthalt zu behandeln, wodurch Operationen manchmal hinausgezögert oder vermieden werden können. «Am Bethesda Spital haben wir ein ideales interdisziplinäres Setting mit einer grossen Physiotherapie (mit Medizinischer Trainingstherapie und einem Bewegungsbad), der muskuloskeletalen Rehabilitation, unseren Neurologen, Radiologen und schliesslich der Wirbelsäulenchirurgie.
Chefarzt Klinik Rheumatologie & Schmerzmedizin Bethesda Spital
Präsident Rheumaliga beider Basel
Donnerstag, 30. November 2023, 17 Uhr, Bethesda Spital
Informationen und Anmeldung unter: bethesda-spital.ch/vortrag
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Rheumaliga beider Basel statt.
Eintritt frei.