Was waren Ihre grössten Ängste und wie gingen Sie mit solch einer grossen mentalen Belastung um?
Ich bin ein sehr pragmatischer Mensch – als erstes habe ich mir Gedanken über meine Beerdigung gemacht. Dann habe ich schnell darauf vertraut, aus der Geschichte mit einem blauen Auge davonzukommen. Immerhin waren die Lymphknoten nicht betroffen und es wurden keine Metastasen gefunden.
Ich habe mir auch vorgestellt, in diesem halben Jahr mindestens zehn Jahre zu «altern». Das mit dem lange nicht Arbeiten hat sich leider bestätigt, ich bin wegen des Immunsystems immer noch krankgeschrieben. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine Mittvierzigerin, was ich ja auch bin. Irgendwo habe ich gelesen, für viele Frauen sei das Schlimmste an der Behandlung der Haarverlust. Ich habe für mich beschlossen, dies nicht allzu dramatisch aufzufassen und so das «Schlimm – Niveau» tief zu halten… ich meine, sie wachsen ja wieder! Im Rückblick war auch nicht «etwas» das Schlimmste, sondern die Summe all der Kleinigkeiten, die allein genommen gut ertragbar wären. Die ewig trockenen Schleimhäute, die rissige Haut, die tropfende Nase mangels Nasenhaaren, die fehlenden Augenbrauen und Wimpern, die Geschmacksstörungen, das Aufwachen in der Nacht, die Müdigkeit, die Verdauungsprobleme, die reduzierte soziale Interaktion… für sich genommen ist nichts davon schlimm, aber im Ganzen irgendwann einfach genug, da wünscht man sich nur noch den Alltag zurück.