«Übergewicht ist ein grosser Risikofaktor»
Dr. med. Hansjörg Huemer. Chefarzt Gynäkologie
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11. November 2019
Jedes Jahr erkranken hierzulande rund 900 Frauen an Gebärmutterkörperkrebs. Dr. Hansjörg Huemer erläutert, welche Risikofaktoren es gibt und welche Rolle die Wächterlymphknoten spielen.
Gebärmutterkörperkrebs oder im medizinischen Begriff als Endometriumkarzinom bekannt ist die häufigste Krebsform im Genitalbereich der Frau, noch vor dem Ovarialkarzinom und Gebärmutterhalskrebs. Dieser war früher neben Brustkrebs die häufigste gynäkologische Erkrankung. Dank der sehr guten Vorsorge und der HPV-Impfung haben wir Gebärmutterhalskrebs fast ausgerottet. Gerade im Vergleich zum Ovarialkarzinom, der oftmals erst spät entdeckt wird und sehr aggressiv auftritt, fürchten wir aber den Gebärmutterkörperkrebs nicht so sehr, weil wir ihn zumeist in einem frühen Stadium entdecken.
«Übergewicht ist ein grosser Risikofaktor»
In den meisten Fällen tritt das Endometriumkarzinom in der Postmenopause auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt um das 65. Lebensjahr. Betroffene Frauen berichten von unnormalen Blutungen, die sie zeitnah gynäkologisch abklären lassen. Es gibt aber auch jüngere Frauen, die daran erkranken. Wichtige Anzeichen können unregelmässige oder sehr starke Blutungen sein.
Es besteht vor allem eine Assoziation mit dem metabolischen Syndrom. Hierbei handelt es sich um übergewichtige Frauen, die vermehrt zu Bluthochdruck und Diabetes neigen. Dies ist ein grosser Risikofaktor, der vor allem auf die Ernährung und zunehmenden Bewegungsmangel in unserer Wohlstandsgesellschaft zurückzuführen ist.
Zudem ist man im Vergleich zu früher – auch dank einer Vielzahl von Therapiemethoden – zurückhaltender mit Gebärmutterentfernungen, sodass die meisten Frauen ihre Gebärmutter auch noch im Alter haben.
«In den meisten Fällen tritt das Endometriumkarzinom in der Postmenopause auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt um das 65. Lebensjahr.»
Hat eine Frau atypische Blutungen, wird zunächst ein Ultraschall gemacht. Besteht auch nur geringer Verdacht, untersucht der Gynäkologe das Gewebe histologisch. Hierbei entnimmt man mithilfe einer Pipelle Gewebe der Gebärmutter. Auch wenn das Gewebe unauffällig ist, raten wir aufgrund des positiven Ultraschallbefunds zu einer zusätzlichen Gebärmutterspiegelung und einer allfälligen Ausschabung des Gewebes, einer sogenannten Kürettage.
Steht die Diagnose fest, wird zur Abklärung des Ausbreitungsgrads eine sogenannte Staging-OP durchgeführt. Dabei werden Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter entfernt. Zusätzlich werden sogenannte Wächterlymphknoten entnommen. Dies kennt man schon länger vom Brust- und Hautkrebs und hat sich jetzt auch beim Endometriumkarzinom in gewissen Stadien etabliert. Die Frage, ob sich Tumorzellen abgesiedelt haben oder nicht, ist entscheidend dafür, ob eine Anschlusstherapie in Form einer Strahlentherapie notwendig ist.
Wir suchen laparoskopisch, also per Schlüssellochtechnologie, auf beiden Seiten im Becken die Wächterlymphknoten auf, die am nächsten bei der Gebärmutter liegen. Konzentriert man sich nur auf diese Lymphknoten, besteht die Möglichkeit, noch viel detaillierter mit vielen Schnitten, auch kleinste Tumorabsiedelungen zu analysieren. Sind die Wächterlymphknoten frei von Tumorzellen, ist davon auszugehen, dass die Lymphknoten, die dahinterliegen, auch unauffällig sind.
«Beim frühen Endometriumkarzinom haben die Patientinnen sehr gute Heilungschancen. In sehr vielen Fällen ist keine Anschlusstherapie notwendig»
Es gibt weniger Komplikationen als beim Entfernen aller Lymphknoten. Hierzu zählen ein schlechterer Lymphabfluss, die mögliche Entwicklung von Lymphzysten oder auch geschwollene Beine. Dadurch, dass wir laparoskopisch operieren, ist der Eingriff für die Patientin zudem erheblich schonender. Zumeist steht die Patientin am selben Tag wieder auf den Beinen und kann ein oder zwei Tage nach der OP wieder nach Hause.
Beim frühen Endometriumkarzinom haben die Patientinnen sehr gute Heilungschancen. In sehr vielen Fällen ist keine Anschlusstherapie notwendig.
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